Du hast mich fallen gelassen!

©Gertraud Schnabel

Ich dachte, ich gehöre zu dir, doch du hast mich fallen gelassen, achtlos, mich dem Tode preis gegeben, du wusstest, dass ich ohne dich sterben würde, weil wir einfach eins waren, eins sein müssen, damit ich leben kann! Auch du wirst ohne mich nicht mehr der selbe sein, dir wird was fehlen und du wirst dich ohne mich nackt fühlen! Du hast dich mit mir geschmückt, dich von deiner schönsten Seite zeigen können, jetzt sieht man dir von weitem an, wie alt und knorrig du wirkst, wo die Zeit dir Wunden zugefügt hat, du wirkst gebrochen in manchen Bereichen, für alle sichtbar! 

Jetzt geht meine Reise ohne dich weiter, ich werde so nicht mehr zu dir zurück kommen. Das geht nicht mehr, doch wenn du deine Nacktheit ohne mich überlebst, die Kälte, die dir jetzt begegnen wird, überlebst, diese frostige Zeit des – ohne mich seins – überdauerst, dann werde ich wieder kommen, versprochen, sofern es rund um dich auch wieder warm wird, hell und du mir Nahrung gibst und wieder Halt, damit ich mich bei dir festhalten kann und mich selbst zum Ausdruck bringen kann, in meiner Art und meiner Form des SEINS! So ist der Kreislauf, du hast mich fallen gelassen, jetzt musst du warten, bis mich die Wärme erneut wachsen lässt, um dass ich dir wieder dienen kann!

Das ist der Kreislauf und die Symbiose zwischen Baum und Blatt, aus der Sicht des Blattes!

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